Chronik


Ulm's Friedrichsau würde eigentlich im Bayerischen, auf der Neu-Ulmer Seite, liegen, wenn damals der Franzosen-Kaiser Napoleon nicht alles einwenig durcheinander gebracht hätte.

Lange vor der Friedrichsau zog es die Ulmer nämlich ins Steinhäule. Noch im 19. Jahrhundert war dieser Ausflugsort sehr in Mode.

Erst mit dem Besuch des Königs von Württemberg, Friedrich I, am 29. Mai 1811 nimmt das „Gänshölzle", wie es damals noch hieß, seine „Verschönerung" auf, zu der es vom König 2000 Gulden erhielt, und wird daher ihm zu Ehren später „Friedrichsau" benannt.

Im Juni 1811 wurde die Lesegesellschaft in der Krone - die heutige Museumsgesellschaft - vom Königlichen Oberamt aufgefordert, die neu herzurichtende Friedrichsau mit einem Sommerhäuschen zu schmücken. Dieses wurde schon im Jahr darauf eingeweiht und stellt sich noch heute als einziges dieser Häuschen aus der Gründungszeit der Au mit Vordach und hölzernen Säulen im Stil griechischer Tempel dar (heute im ehemaligen Garten der Liedertafel). Es dient nun als Kindergarten.

Im selben Jahr wird durch 20 Ulmer Bürger, fast durchwegs Handwerker, die „Gesellschaft in der Au" gegründet, die spätere Hundskomödie. Mit einem Aufwand von 116 Gulden wurden zunächst eine Gesellschaftshütte, eine Kegelbahn und vor allem ein Bierkeller erstellt.

Noch bis 1818 teilt sich die Friedrichsau in zwei Pächter auf. In alten Plänen ist dies zum einen der große Baumgarten, nebst Baum- und Krautgärtle, ... den Wirthbaur allda gehörig, zusammen 5 Morgen ¾ und 3 ° Ruten.
Zum andern besitzt der Herr Conditor Hocheißen 2 Grundstücke sowie ein Stück Holz (Wald) und ein neu angelegtes Wurzgärtle, im gesamten 2 1/8 Morgen und 8 ° Ruten.

Erst 1824 erfolgt eine genaue Vermassung der Au; demnach hat Conditor Hocheisen insgesamt 4 7/16 Morgen, 4 ° Ruten, 15 ° Fuß als Gemüs- und Baumgarten, Wiesplatz mit Bäumen besetzt und als Acker. Frau Zunftmeister Miller Wittb. Zum Herrenkeller verfügt über insgesamt 9 3/16 Morgen, 14 ° Ruthen, 92 ° Fuß als Acker und Baumgarten

Dazwischen einige Sommer- oder Gartenhütten wie die von Justizrat Schad.

Im April 1853 siedeln sich zwei weitere Ulmer Vereine in der Friedrichsau an: die „Liedertafel" und die „Teutonia" dürfen mit Genehmigung des Gemeindesrats ihre Gesellschaftsgärten anlegen. Bis 1855 sind es bereits 6 Gesellschaftsgärten: Armbrust-Cecila (Parz. 896); Hundskomödie (Parz. 899); Liederkranz (Parz. 894/2); Liedertafel; Sängerklub und Teutonia (Parz. 884), sowie das Schießhaus, das wegen des Festungsbaus von seiner alten Stätte in Neu-Ulm am Ende der Schützenstraße verlegt werden musste und 1865 in Verbindung mit dem großen Oberschwäbischen Schützenfest offiziell eingeweiht wird.

Im März 1866 wird die Friedrichsau „mit Macht" verschönert und der vordere See angelegt.


Um die Beliebtheit braucht sich die Friedrichsau nicht zu sorgen.

Im Sommer 1879 wurden in den Gesellschaftsgärten der Friedrichsau 70.300 Liter Bier getrunken. Die ‚Hundkomödie' marschiert mit 32.600 Liter an der Spitze, dann folgte ‚Teutonia' mit 11.200 Liter, ‚Sängerklub' mit 9,800 Liter, ‚Armburstschützen' mit 8,700 Liter, ‚Liedertafel' mit 4.400 Liter und ‚Liederkranz' mit 3,600 Liter.

April 1887: Die ‚Hundskomödie' stellt in ihrem Gesellschaftsgarten einen eisernen Musikpavillon für 50 Mann auf.

12 Jahre später, im April 1899, wird den bürgerlichen Kollegien ein von Gärtner-Bauinspektor Kurtz von Straßburg ausgearbeiteter Plan vorgelegt über die Umwandlung der Friedrichsau in eine Parkanlage. Unter anderem sieht das Projekt einen von der Donau abzweigenden Kanal vor, der durch einen See nach der Blau seinen Abfluß nehmen und mehrfach überbrückt werden soll. Die Durchführung scheiterte an der Kostenfrage.

Im Juli 1904 findet in der Friedrichsau ein großes mehrtägiges Sommerfest statt. Glückshafen, Schälespiele, Buden mit allerhand Genüssen locken die Silber- und Goldstücke aus der Tasche der Besucher. Der Erlös ist für das Ulmer Stadtbad bestimmt. Große Anziehungskraft über ein Projektionsbilderpalast, in dem manche bekannte lokale Größe zu sehen ist. Auch Zirkus und Fischerstechen dürfen nicht fehlen. Aus dem fast unerschöpflichen Programm entnehmen wir: Konzert auf dem Dianahügel. Kindervorstellung. Zirkusvorstellung. Germanenkampfspiele, Negertänze. Abends: Japanischer Wasserzirkus, Flug des zweiten Schneiders von Ulm über den zweiten Donauhafen. Einen prächtigen Anblick bot abends der mit Lampion und Scheinwerfer beleuchtete Au-See. Auf der benachbarten Donau wurde das alte Ulmer Turnier, das Fischerstechen, zur Durchführung gebracht, schreibt die Ulmer Chronik, Band 3, S. 318.


1910, am 18. Juni, wird im oberen Friedrichsausee der Springbrunnen in Betrieb genommen. Über 22 Meter steigt die Wassersäule und wirft in zehn Nebenarmen und einem Hauptarm in der Sek. 50 L Wasser in die Höhe.

1927 - Der Juli brachte die Erfüllung eines alten Wunsches der Ulmer, die Eröffnung der neuen Straßenbahnlinie in die Friedrichsau.

Zwei Jahr danach wurde der Musikpavillon abgebrochen, auch der Dianahügel fällt dem Machtanspruch der weisen Stadtväter zum Ofper.

1939 - 23. Juni: erfolgt ein Rückblick des Oberbürgermeisters Friedrich Foerster über die Bautätigkeit in Ulm in der Beratung mit den Ratsherren:
Der Gesamtbebauungsplan für das Gebiet Friedrichsau zwischen Donau und Heidenheimer Bahnlinie sieht ein großzügiges Sport-, Erholungs- und Vergnügungszentrum vor. Das ganze Gebiet zwischen Zollernring und Hohem Steg, eine typische Auenlandschaft, wurde in die städtebauliche Untersuchung einbezogen. Als bereits vorhandene und bleibende Bestandteile sind eingezeichnet:

1) Der Parkbestand der Friedrichsau mit dem See;

2) Das Stadion mit der anschließenden Gänswiese und

3) Das größtenteils bereits bebaute Gelände zwischen Friedrichsau und Landesgefängnis.

In diesem dritten Gebiet wird die Erweiterung der Meisterschule die stärkste Veränderung mit sich bringen. In der Friedrichsau selbst werden die Vereinsgärten mit der Zeit verschwinden müssen bis auf eine Anlage, die aus Gründen der Überlieferung erhalten bleiben soll. Den ganzen nördlichen Teil sollen die neuen Sportanlagen einnehmen: zwei Fußballplätze mit Waldtribüne, ein Hokkeyplatz, der bereits im Bau befindliche Reitturnierplatz und die Badenanlage an der Donau mit Schwimmstadion.

1968 - 9. Dezember: Abriss vom Seepark-Restaurant, - als kläglicher Ersatz wird ein Kiosk erstellt.
1974 - 17. Juli: Abbruch der bestehenden nördlichen Halle in Holzkonstruktion im Gesellschaftsgarten Liederkranz.
1979/80: die Hundskomödie wird abgebrochen, der Garten verlegt und ein neues Gebäude errichtet.

1980: 1. Landesgartenschau in Baden-Württemberg in der Friedrichsau
Dr. Peter Laipple, Gartenamtschef: „Die Friedrichsau soll sich allmählich vom Blümchenpark zum Landschaftsgarten wandeln"

 

 

Biber-Alarm

Biberarbeit in der Friedrichsau

Die Biberplage in der Friedrichsau hat inzwischen bedrohliche Ausmaße angenommen. Erste große Sanierungsarbeiten wurden jetzt am Oberen Ausee durchgeführt. Mehr dazu lesen Sie unter www.swp.de/biber

 

Mehr daüber erfahren Sie auf der Homepage unter: Biber-Alarm

Neu im Buchhandel

Viele spannende und unterhaltsame Geschichten bilden ein außergewöhnliches Stadtporträt. Auch die Friedrichsau kommt dabei nicht zu kurz.